RT90-MD9600 Signalton-Modifikation

Lautstärke-Regelung für Retevis RT90 (Tytera MD9600) Signaltöne

von OM Peter Krengel DG4EK

Wer einen RT90, bzw. dessen baugleichen Bruder MD9600 sein Eigen nennt, kennt
das Problem. Bereits beim Einschalten fällt der Nachbar vom Stuhl, denn die Lautstärke der abgegebenen Signaltöne kann normalerweise nicht getrennt eingestellt werden.

So schalten viele Anwender die Töne im CodePlug völlig ab, was schade ist, denn eine im wahrsten Sinne des Wortes, klitzekleine Modifikation genügt um das Problem zu beseitigen.

Klitzeklein nicht nur im Sinne, dass man lediglich einen kleinen 2.2k – 4.7kOhm Trimmer, sowie zwei Kupferlackdrähtchen hierfür benötigt, sondern das umzusetzende Bauteil, ein
winziger 1k Widerstand ist, der von mir erst einmal gefunden werden musste.

Bei der Suche stellte sich dann auch zunächst einmal die Frage, wie und von welchem Bauteil die Töne erzeugt und wie diese anschließend der RX-NF beigemischt werden.
Hierfür gab es theoretisch zwei Möglichkeiten:

1. Die Töne werden vom rückseitig montierten digitalen Signalprozessor C6000 erzeugt
oder
2. der Steuercontroller STM32F405 erzeugt diese und gibt sie als Rechtecksignale an einem seiner GPIOs aus.

Im ersten Fall wäre ich machtlos gewesen, denn hier hätte nur eine Modifikation der Firmware Abhilfe geschaffen.

Nach zweistündiger Suche stellte sich dann aber glücklicherweise heraus, dass Methode zwei vom Hersteller gewählt wurde. Will sagen, die Herabsetzung des Lautstärkelevels sollte mit einem einfachen Spannungsteiler, also einem Trimmerchen möglich sein.

Soweit zur Theorie, nun die Praxis:

Wie auf der Nahaufnahme gut sichtbar, ist der mit einem Pfeil gekennzeichnete
1k Widerstand zunächst von seinem Lötort zu entfernen und sodann mit einem Anschluss am rechten Lötpad wieder anzulöten. Damit dies relativ einfach zu bewerkstelligen ist, habe ich den ursprünglich dort sitzenden, winzigen, nicht mit Wert bedruckten, schwarzen Originalwiderstand gegen einen auch im Foto gut sichtbaren größeren SMD 1206 1k Widerstand (Aufdruck 102) ersetzt. Der zweite Anschluss des Widerstandes ist, verbunden über ein 0.2mm CuL Draht an den Schleifer des Trimmers angeschlossen. Der Trimmer selbst wird mit einer Seite an Masse gelegt, so dass das Signal vom 102 Widerstand kommendmit Hilfe des Trimmers auf Masse gezogen werden kann.

Der am Trimmer verbleibende dritte Anschluss führt das Signal wieder über ein Drähtchen zurück an das zweite, noch freie Original-Lötpad des zuvor dort abgelöteten 1k Widerstandes. Von dort gelangt es über eine in der Platine liegende Leiterbahn zum Flachbandkabel und sodann auf den Lautstärkeregler an der Gerätefrontplatte.

Das ist bereits alles.

Die Signaltöne lassen sich nach der Modifikation nun bequem mit Hilfe des nachgerüsteten Trimmers auf die gewünschte Lautstärke einregeln.

A propo Lautstärkeregler (Frontplatte):
Nachdem bereits ein anderer Funkfreund feststellte, dass Retevis sinnloserweise ein lineares 10kOhm Poti (Kennzeichnung 103B) eingebaut hat, wurde die Leiterplatte bei meinem Exemplar wohl nun geändert und vom Schleifer des Lautstärke-Potis nach Masse, ein 2.2k Widerstand eingebaut.

Leider hat diese Modifikation nicht unbedingt eine große Verbesserung des Reglerverhaltens gebracht. Will sagen, der Lautstärkeregler reagiert immer noch viel zu aggressiv. Ich habe deshalb, der ursprünglichen Modifikation folgend, dort einen 1k Ohm Widerstand eingesetzt, der das Reglerverhalten in der Praxis nun erträglich macht.

Ein kleiner Trick zum Schluss:
Leider hat der Hersteller bei der Auswahl des Lautstärke-Kunststoff-Stellknopfes nicht unbedingt mitgedacht, denn eine Anzeige der eingestellten Lautstärke ist nirgends vorgesehen.

Aber —– auch hier kann man leicht und schnell Abhilfe schaffen ohne den Stellknopf gleich auszuwechseln.

Hierzu drehe man den Stellknopf bis zum Anschlag nach links und mache mit Hilfe einer Stecknadel auf etwa „7 Uhr“ eine kleine Markierung. Nach Abziehen des Knopfes erweitert man diese anschließend mit Hilfe eines 2mm Bohrers (mit Hand! Keine Maschine benutzen!) auf ca. 1mm Tiefe und fülle die so erzeugte Markierung mit einem Tröpfchen hellen Nagel-lacks der (X)YL. Fertig ist eine hübsche Stellungsmarkierung 🙂

WARNUNG und wichtiger Hinweis!
Der Autor hat vorbeschriebene Modifikation selbst problemlos in Betrieb, haftet jedoch für keinerlei Schäden oder Gewährleistungs/Garantieverlust.

Die Modifikation erfordert unbedingt passendes SMD-Lötgerät bei max. 280°C Löttemperatur und ausreichende Erfahrung mit winzigen SMD-Bauteilen. Wer sich hier mit einem normalen Lötkolben versucht, zerstört u.U. Leiterbahnen und Durchkontaktierungen der Multilayer-Platine.
Auch das Verlöten des Trimmers nach Masse, erfordert äußerst vorsichtiges Vorgehen beim zuvor erforderlichen, stellenweisen Entfernen des grünen Lötstopp-Lackes.
Bitte unbedingt darauf achten, dass wirklich nur eine 1-1.5mm kleine Massefläche verzinnt wird, und keine Durchkontaktierungen beschädigt oder nach Masse kurzgeschlossen werden. Unter Zuhilfenahme einer 10x Lupe sollte die Modifikation für geübte Löter kein Problem darstellen.
55 und sodann viel Spaß mit dem von nun ab dezenteren Gerät.

Wenigstens ein paar Anhaltspunkte zum immer noch nicht verfügbaren Schaltbild des RT90 (in der VO-Funk vorgeschrieben!).
Das ZIP enthält alle IC- und Transistor-Datenblätter, soweit ich sie finden konnte, wer mit dem UHF Treibertransistor selbst etwas bauen möchte, für den habe ich auch noch die S-Parameter (bitte anfragen).
ZIP-Datei Download => HIER
Das Foto zeigt die Platinenrückseite. Die Haupt-ICs, sowie die Stromversorgung sind gekennzeichnet, so dass man einen Überblick über den Geräteaufbau bekommt.
Am NF-PA-IC (LA4425, links unten) ist der Null-Ohm Widerstand und der Squelchtransistor gekennzeichnet. Den “Widerstand” sollte man zur Beseitigung des brutalen Squelcheinsatzes gegen einen 100nF Kondensator austauschen (Anti-Plopp). Somit muss das IC-Eingangsbein (Pin1 des LA4425) auf der Oberseite nicht durchgeschnitten werden.
Peter, DG4EK
OV Rheinland-Pfalz (RPL) Online, K26
P.S.: Weitergabe & Kopie unter Quellenangabe erwünscht.